Chronische Krankheiten: So bietest du Hilfe zur Selbsthilfe
Bei der Betreuung deiner Klienten hast du häufig mit so genannten chronischen Krankheiten zu tun. Insbesondere ältere Menschen sind davon betroffen. Häufig liegen bei ihnen sogar mehrere solcher Erkrankungen vor, da im Alter die Regenerationsfähigkeit der Körperzellen vermindert ist. In einem solchen Fall spricht man von Multimorbidität. Doch was genau macht eigentlich eine chronische Krankheit aus?
Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) handelt es sich dabei um eine lang andauernde und im Allgemeinen langsam fortschreitende Krankheit. Grundsätzlich versteht man darunter sowohl körperliche als auch psychische Erkrankungen, die nur langsam oder auch gar nicht ausheilen. Häufig wird der Begriff zudem als Abgrenzung zu einer akuten Erkrankung verwendet, die im Gegensatz zur chronischen Krankheit nur vorübergehend auftritt.
Leben mit Einschränkung durch chronische Krankheiten
Bei der Unterscheidung von akuten und chronischen Krankheiten geht es aber nicht nur um die reine Definition. In vielen Fällen ist es für die Betroffenen sogar sehr wichtig, offiziell als chronisch krank eingestuft zu werden. Denn dann greifen besondere gesetzliche Grundlagen zum Beispiel was die Zuzahlung für Arzneimittel betrifft. Das gleiche gilt für den Anspruch auf Rehamaßnahmen, Rentenzahlungen und vieles mehr.
Für Betroffene bedeuten solche Erkrankungen meist eine große Belastung. Vielmals schränken sie das bisher gewohnte Leben ein und gehen mit Schmerzen und langwierigen Therapien einher. Hinzu kommen unter Umständen Einschränkungen in der Beweglichkeit und die Notwendigkeit, sich an eine andere Ernährung zu gewöhnen. Nicht selten geht dadurch auch das bisherige soziale Umfeld verloren.
Körperliche und seelische Belastung
Im Falle von chronische Krankheiten handelt es sich häufig um typische „Alterskrankheiten“. Das heißt Beschwerden, die besonders bei älteren Menschen auftreten. Zu ihnen zählen zum Beispiel Arthritis bzw. Arthrose, Demenz, Diabetes, Herzschwäche, Inkontinenz, Parkinson und Rheuma. Aber auch Atemwegs-, Autoimmun-, Organ- und Darmerkrankungen, Allergien Depression, Krebs, Osteoporose, Taubheit, Tinnitus und viele weitere Beschwerden.
Oftmals treten bei deinen Klienten mehrere dieser Erkrankungen gleichzeitig auf. Und häufig bedingen sie sich auch gegenseitig. Das heißt, eine körperliche Erkrankung belastet langfristig die Psyche der Betroffenen. Psychische Beschwerden können sich wiederum auch in diversen körperlichen Erkrankungen niederschlagen. So entsteht eine mehrfache Belastung, die die Lebensqualität deiner Klienten deutlich einschränkt.
Tipps zum Umgang mit Klienten
Bei Klienten mit chronischen Erkrankungen kommt es also nicht nur auf eine gute Versorgung des Körpers an. Auch auf psychischer Ebene brauchen sie viel Unterstützung, um ihr Schicksal zu (er)tragen. Als Betreuerin spielst du hierbei eine große Rolle. Mit ein bisschen Fingerspitzengefühl und einer großen Portion Verständnis kannst du einiges zum Befinden deiner Klienten beitragen. Hier ein paar Tipps:
- Zuhören: Schenke den Sorgen und Nöten deiner Klienten Aufmerksamkeit und nimm dir die Zeit, ihnen zuzuhören. Es reichen häufig wenige Minuten, damit sie sich wahrgenommen und verstanden fühlen.
- Selbständigkeit fördern: Unterstütze deine Klienten dabei, so viele Tätigkeiten wie möglich alleine auszuführen. Statt sich hilflos und ausgeliefert zu fühlen, stärkt das Aktivwerden ihren Selbstwert. Beginne mit kleinen Aufgaben und steigere, wenn möglich, langsam die Anforderungen.
- Verantwortung abgeben: Finde heraus, was deine Klienten gerne tun (zum Beispiel kochen), und lege gemeinsam mit ihnen fest, welche Tätigkeiten sie dabei übernehmen können. Diese Verantwortung gibt ihnen das Gefühl, gebraucht zu sein und motiviert dranzubleiben.
- Positiv denken: Häufig sehen deine Klienten nur das, was ihnen nicht mehr möglich ist. Lenke ihre Aufmerksamkeit stattdessen auf die Dinge, die immer noch gehen. Eine positive Einstellung trägt maßgeblich zum körperlichen wie seelischen Wohlbefinden bei.
Chronische Krankheiten-Unterstützung mit aktivierender Pflege
Die oben genannten Tipps lassen sich ideal mit dem Konzept der so genannten aktivierenden Pflege umsetzen. Das Motto lautet: „Hilfe zur Selbsthilfe“. Deine Klienten werden hierbei aktiv in alle Maßnahmen einbezogen, so dass sie langfristig die größtmögliche Selbständigkeit im Alltag erlangen. Im Gegensatz hierzu steht die versorgende Pflege, bei der man den Betroffenen sehr viele Alltagsaktivitäten wie z.B. die Körperpflege abnimmt.
Die aktivierende Pflege funktioniert wie ein Trainingsprogramm für Körper und Geist. Am Anfang steht dabei die Bestandsaufnahme: Welche Bewegungen bzw. Tätigkeiten können die Betroffenen noch ausführen? Welche sind ihnen selbst wichtig? Wobei benötigen sie konkrete Anleitung oder zumindest Beaufsichtigung? Was muss für die Umsetzung zum Beispiel in Bezug auf die Wohnungseinrichtung oder andere Hilfsmittel vorbereitet werden?
Selbständigkeit fördern
Als Pflegerin kommt dir dabei die Aufgabe zu, deine Klienten gemäß ihren individuellen Möglichkeiten zum Handeln aufzufordern. Du leitest sie bei den einzelnen Maßnahmen an, indem du erklärst, was zu tun ist. Gegebenenfalls reichst du etwas an, wie zum Beispiel eine Bürste oder einen Schwamm bei der Körperpflege, oder führst zunächst auch die Hand. Wenn du hierbei Mut zusprichst und auch kleine Fortschritte lobst, motiviert das zum Dranbleiben.
Einzige Voraussetzung für diese Form der Pflege ist: Deine Klienten müssen dich verstehen können und auch grundsätzlich in der Lage dazu sein, die gewünschten Handlungen auszuführen. Dann steht dem Training nichts mehr im Wege. Dass sich deine Klienten dabei anstrengen, ist durchaus gewollt. „Fordern ohne zu überfordern“ lautet das Prinzip. So kannst du mit deinen Klienten auch Aufgaben festlegen, die sie in deiner Abwesenheit üben.
Mehr Selbstwert – mehr Sicherheit
Du unterstützt deine Klienten bei ihrer Selbständigkeit, indem du in ihrem Umfeld für optimale Bedingungen sorgst. Dazu zählen z.B. Sicherheitsgriffe an WC und Dusche, das griffbereite Platzieren von benötigten Gegenständen oder Hilfsmittel zum Ankleiden wie Strumpfanzieher und Anziehhaken. Aber auch alle Formen von Gehhilfen und Anti-Rutschmatten sowie bruchsicheres Geschirr, Besteck mit großen Griffen und .
Dieses Vorgehen bringt eine Reihe von Vorteilen mit sich. Denn auch, wenn es zunächst zeitaufwändiger scheint: Sobald sich deine Klienten Stück für Stück mehr selber helfen können, sinkt der Versorgungsaufwand wieder erheblich. Aktiv zu sein trägt zum Selbstwert bei, da sich deine Klienten weniger abhängig fühlen. Eine größere Beweglichkeit verbessert das Körpergefühl und senkt unter Umständen sogar das Sturzrisiko.
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