Was es heißt, wenn deine Klienten davon betroffen sind
Beim Begriff Rheuma denken die meisten an steife Gelenke, die vor allem bei feuchtem und wechselndem Wetter schmerzen. Der ein oder andere hat dabei auch die typischen deformierten „Gichtfinger“ vor Augen. Was die wenigsten jedoch wissen: Rheuma steht nicht für eine einheitliche Krankheit, sondern ist ein Oberbegriff für rund 400 unterschiedliche Erkrankungen. Manche von ihnen ähneln sich, andere wiederum sind völlig verschieden.
Dennoch haben alle rheumatischen Erkrankungen eine Gemeinsamkeit: Für die Betroffenen gehen sie meist mit permanenten Schmerzen einher. Manche Bewegungen sind dadurch nur noch mit Mühe, andere vielleicht auch gar nicht mehr möglich. Für den Umgang mit deinen Klienten ist es wichtig, dass du die Besonderheiten ihrer rheumatischen Erkrankung berücksichtigst. So kannst du sie in ihrem Alltag genau so unterstützen, wie sie es benötigen.
Überblick: die drei Rheuma-Hauptgruppen
Das Spektrum der Krankheitsbilder, die unter dem Begriff Rheuma zusammengefasst werden, ist enorm. Damit du dir einen guten Überblick darüber verschaffen kannst, stellen wir dir die drei Hauptgruppen rheumatischer Erkrankungen vor. Außerdem erfährst du hier, welche Krankheiten in jeder dieser Gruppen am häufigsten auftreten.
1. Entzündliche rheumatische Erkrankungen
Für diese Form der Erkrankungen ist eine Störung des Immunsystems die Hauptursache. Der Körper hält sein eigenes Gewebe für einen Eindringling und beginnt, es zu bekämpfen (Autoimmunreaktion). Dies sind die am weitesten verbreiteten Erkrankungen dieser Gruppe:
Rheumatoide Arthritis: auch bekannt unter dem Namen chronische Polyarthritis. Man versteht darunter eine chronisch entzündliche Erkrankung des Bewegungsapparats, insbesondere der kleinen Gelenke in Fingern und Zehen. Ebenso kann die Entzündung aber auch Weichteile und Organe betreffen.
Psoriasis-Arthritis: bezeichnet Entzündungen in Gelenken und der Wirbelsäule, die im Zusammenhang mit einer Schuppenflechte auftreten.
Sponsylitis ankylosans: auch bekannt als Morbus Bechterew. Es handelt sich hierbei um eine chronische Entzündung, die hauptsächlich in der Wirbelsäule auftritt, jedoch auch andere Strukturen des Bewegungsapparats sowie Organe betreffen kann.
Kollagenosen: bezeichnet diverse entzündliche Erkrankungen des Bindegewebes, die sich auch auf Organe und Gelenke niederschlagen können.
Vaskulitiden: ist der Oberbegriff für entzündliche Gefäßerkrankungen, an denen auch Organe beteiligt sein können.
2. Degenerative rheumatische Erkrankungen
Die Hauptursache dieser Form der Erkrankungen ist (Gelenk-)Verschleiß, der in Folge von meist jahrelanger Überbeanspruchung geschieht. Der Grund dafür können schwere Arbeit, Fehlhaltungen oder auch Übergewicht sein. Die häufigsten Erkrankungen dieser Gruppe sind:
Arthrosen: bezeichnet Veränderungen an Knochen, Knorpel und Bindegewebsanteilen verschiedener Gelenke, teilweise auch mit entzündlichen Vorgängen.
Spondylosen: umfasst Veränderungen an Gelenken und Zwischenwirbelscheiben der Wirbelsäule. Dies kann auch zu Schwierigkeiten mit den Nerven führen, die dort aus dem Rückenmark austreten.
Osteoporose: auch als Knochenschwund bekannt. Diese Erkrankung bezeichnet eine Reduktion der Knochenmasse, die eine erhöhte Brüchigkeit der Knochen nach sich zieht.
3. Weichteilrheumatische Erkrankungen
In dieser Gruppe werden verschiedene Krankheitsbilder zusammengefasst, deren Symptome sich auf Schmerzen in Muskeln und Sehnen beziehen. Es können aber Schleimbeutel und das Unterhautbindegewebe betroffen sein. Die wichtigste Krankheit dieser Gruppe ist die
Fibromyalgie: bezeichnet eine nicht-entzündliche chronische Schmerzkrankheit des Bewegungsapparats.
Rheuma-Symptome: mehr als nur Gelenkschmerzen
Wichtig zu wissen: Rheuma-Erkrankungen sind nicht heilbar. Jedoch lassen sich mit diversen Therapien gute Behandlungserfolge erzielen. Je früher die jeweilige Krankheit erkannt wird, desto besser ist sie therapierbar. Erschwert wird dies in vielen Fällen jedoch dadurch, dass die auftretenden Symptome sehr vielschichtig sein können. Das macht es nicht so einfach, sie mit einer der vielen rheumatischen Erkrankung in Verbindung zu bringen.
Neben Schmerzen in Gelenken, Muskeln, Sehnen, Bindegewebe und sogar der Haut gehen rheumatische Erkrankungen häufig auch mit schweren Allgemeinsymptomen einher. Hierzu können unter anderem ein Gefühl von Schwäche und Abgeschlagenheit zählen, aber auch Müdigkeit, starkes Schwitzen in der Nacht, Fieber und Gewichtsverlust. Das heißt, häufig tritt bei deinen Klienten ein ganzes Bündel an Beschwerden gleichzeitig auf.
Tagesplanung: die Symptome bestimmen den Rhythmus
Die Symptome können je nach Tageszeit ganz unterschiedlich stark auftreten. Du solltest deine Klienten darum ganz genau beobachten. Wenn du den Verlauf ihrer Beschwerden bei ihrer Versorgung berücksichtigst, kannst du maßgeblich zu ihrem Wohlergehen beitragen. Ein Beispiel: Dein Klient hat Arthrose und leidet vor allem direkt nach dem Aufstehen unter enormer Steifheit in mehreren Gelenken.
Es ist darum hilfreich, wenn du mit Tätigkeiten wie der Körperpflege oder dem Anziehen wartest, bis deinem Klienten die Bewegungen etwas leichter fallen. Das gleiche gilt natürlich auch für alle anderen Aktivitäten, bei denen körperliche Bewegung erfordert wird. Wenn du weißt, dass dein Klient nachmittags am besten drauf ist, dann plane für diese Tageszeit eure Spaziergänge, den Ausflug zum Supermarkt und ähnliches ein.
Schübe: auch bei Schmerzen aktiv bleiben
Ein weiteres Merkmal vieler Rheuma-Erkrankungen ist das plötzliche Auftreten von Verschlechterungen. Bei diesen so genannten akuten Schüben ist von dir als Betreuerin besondere Umsicht gefragt. Zum einen benötigen deine Klienten dann besonders viel Verständnis, da sie selbst am meisten unter den starken Schmerzen leiden. Zum anderen solltest du ihnen dennoch nicht alles abnehmen, sondern sie animieren, aktiv zu bleiben.
Hinter diesem Gedanken steht das Konzept der aktivierenden Pflege, mit dem deinen Klienten so lange wie möglich ein gewisser Grad der Selbständigkeit erhalten bleiben soll. Im Rahmen ihrer Möglichkeiten werden sie dabei in alltägliche Tätigkeiten wie die Körperpflege, das Anziehen oder auch das Kochen aktiv eingebunden. Im Artikel „Chronische Krankheiten: So bietest du Hilfe zur Selbsthilfe“ erfährst du mehr dazu.
Alltag: Tipps zum Leben mit Rheuma
Im Folgenden findest du noch ein paar praktische Tipps, wie du deinen Klienten bei ihrem Leben mit Rheuma am besten helfen kannst.
Medikamente: Um unnötige Schmerzen zu verhindern, achte darauf, dass deine Klienten ihre Medikamente rechtzeitig einnehmen. Besonders Schmerzmittel dürfen nicht auf leeren Magen genommen werden. Am besten ist es darum, die Einnahme mit den Mahlzeiten zu verbinden.
Lebensstil: Du trägst maßgeblich zum Wohlbefinden deiner Klienten bei, wenn du sie bei einem gesunden Lebensstil unterstützt. Animiere sie darum zu regelmäßiger Bewegung an der frischen Luft und sorge für eine möglichst gesunde Ernährung. Bei Rheuma hilft besonders, den Anteil von Fleisch zugunsten von Gemüse und hochwertigen Ölen zu reduzieren.
Hilfsmittel: Du kannst den Alltag deiner Klienten leichter machen, wenn du sie mit passenden Hilfsmitteln unterstützt. So fällt ihnen vielleicht das Gehen mit einem Rollator leichter. Auch zusätzliche Haltegriffe im Bad, in der Küche oder an anderen Stellen der Wohnung sorgen neben mehr Sicherheit auch für mehr Selbständigkeit.
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