Basale Stimulation ® ist in der Pflege als vollständiges Konzept schon entwickelt.
Das Wichtigste für Basale Stimulation ® im Überblick
Basale Stimulation ® fördert die Wahrnehmung der fünf Sinne (Riechen, Sehen, Hören, Schmecken und Tasten), sowie die Bewegung und die Kommunikation, wenn es zu Einschränkungen gekommen ist. Bei der Anwendung von basaler Stimulation ® steht der Beeinträchtigte im Mittelpunkt, damit dieser wieder besser selbstbestimmt leben kann.
Besonders an Demenz erkrankte Personen oder Menschen mit Gefühlsstörungen durch Lähmungen erfreuen sich über Anwendungstechniken der basalen Stimulation.
Aber: Wie kann auf die jeweilige Situation des Erkrankten eingegangen werden?
Basale Stimulation ® und Körperpflege
Hier kannst du mit schnellen und diffusen Berührungen oftmals zu undeutlichen Empfindungen für deinen Klienten beitragen. Daher ist es notwendig, dass du beim Konzept der basalen Stimulation® die Körperpflege mit gewohnten Pflegemitteln und wiederkehrend gleichen Abläufen durchführst. Besonders bei einer Demenz-Erkrankung helfen dir ritualisierte Vorgänge zur Orientierung und Beruhigung deines Klienten.
Grundsätzlich solltest du dich dabei auf die zu waschenden Bereiche konzentrieren.
Bei motorisch sehr unruhigen Klienten solltest du die beruhigende Körperpflege anwenden, d.h., den Waschlappen mittels ruhigen gleichmäßigen Streichbewegungen in die Haarwuchsrichtung der jeweiligen Körperregion führen. Bei lethargischen und müden Bewusstseinszuständen deines Klienten wird das Gegenteil angewendet – die belebende Körperpflege; hier führst du den Waschlappen mit leichtem Druck gegen die Haarwuchsrichtung, dasselbe gilt beim Abtrocknen mit dem Handtuch.
- Lasse deinen Klienten die Wassertemperatur selbst ertasten!
- Körperöle und Massage-Handschuhe können Anwendung auf der Haut finden!
- Atemstimulierende Einreibung (ASE) anwenden = Pneumonieprophylaxe.
- Bei der Lagerung/Bewegung solltest du eine Initialberührung vorab machen, d.h. über Auflegen deiner Hand mittels leichtem und längerem Druck auf eine Körperstelle setzt du zuerst einen Reiz, um deinen Klienten auf die darauffolgende Situation vorzubereiten.
- Elektrische Zahnbürsten und Trockenrasierer fördern über vibratorische Stimulation der Haut die Wahrnehmung; einzelne Körperregionen sind somit besser spürbar.
Nahrungsaufnahme als Basale Stimulation ®
Gewohnte Speisen und Getränke wecken Erinnerungen, und wirken so appetitfördernd. Zum Beispiel kannst du mit Zubereitungen nach Familienrezepten helfen, die Erinnerung deines erkrankten Klienten an gewohnte Situationen und Verwandte herzustellen.
Ein gewohnter Sitzplatz am Esstisch und das vertraute Geschirr geben Orientierung.
Um Schlucken und Kauen zu verbessern:
- gehe auf den individuellen Geschmack deines Klienten ein, beachte dabei Schärfe/Säure usw. .
- Achte auf die Temperatur (heiß/kalt) der Speisen und Getränke und
- bereite mundgerechte Stücke zu.
Orientierung bei der Tag-Nacht-Gestaltung
Gewohnte Rituale wie Lieblingsmusik, vertraute Düfte (Parfüms, Speisen…), Fernsehprogramme und Zeitungen helfen deinem Klienten dabei, sich zeitlich, zur Person und räumlich zu orientieren.
- Piktogramme/Bilder oder große Buchstaben können zur Beschriftung von Türen/Räumen verwendet werden. Der Weg zum WC wird beispielsweise so vereinfacht.
- Die Reizaufnahme über die Augen funktioniert mittels zeitgemäßen und großen Gegenständen am besten. Wecker, Kalender, Wanduhren und Familienfotos im Raum schaffen Orientierung und Wohlbefinden.
- Das Basteln mittels Papier und Holz oder Blumen wirkt sich genauso positiv aufs Wohlbefinden deines Klienten aus, da über diese Materialien das Fühlen, Riechen, Sehen und Hören beansprucht werden.
Sport und Bewegung für Basale Stimulation ®
Um den Gleichgewichtssinn deines Klienten zu fördern, bedarf es regelmäßiger Bewegung! Beanspruchte Muskeln und bewegliche Gelenke dienen als Sturzprophylaxe. Außerdem schont regelmäßige Bewegung vor generellen körperlichen Erkrankungen, und kann helfen bestehende Gebrechen und Einschränkungen zu verbessern.
- Bälle (Igelbälle, Tennisbälle usw.), Luftballons, Reissackerl (selbstgebastelt aus einem Waschlappen, den man nach Befüllung zunäht), Kirschkernsackerl usw. unterstützen das taktische Gespür/Greifbewegungen. Denn die Reizsetzung über die Haut sowie Muskelaktivitäten zum Gehirn sind bei Bewegung besonders gegeben.
- Spaziergänge außerhalb der gewohnten Räumlichkeiten bewirken wahre Wunder. Frischluft belebt den Körper, und das Einfangen von Reizen aus der Natur wirken belebend. Ein Mensch der auf dem Land lebt wird sich grundsätzlich wahrscheinlich in botanischen Landstrichen wohler fühlen, als ein Mensch aus der Stadt.
- Mag dein Klient Tiere, so können diese sehr therapeutisch Hilfe leisten. Das Anfassen von Tierfellen vermittelt laut nachweislichen Studien Wohlbefinden.
Fazit
Generell ist zu sagen, dass demente Menschen besonders anfällig auf Reize sind! Somit ist von dir besonders darauf zu achten, dass du auf individuelle Wünsche Rücksicht nimmst.
Kann ein Klient sich verbal nicht mehr artikulieren, musst du für eine professionelle Pflege und Betreuung zusätzliche Möglichkeiten in Betracht ziehen. Wichtig hierzu ist eine vollständige Anamnese, und die Erhebung der Biographie (Lebenslaufbahn/Lebenslauf), um an notwendige Informationen für eine bestmögliche Betreuung zu gelangen! Für die Biographieerhebung sollten dann enge Verwandte befragt werden, weil diese viel aus dem früheren Leben des Klienten zu erzählen haben.
Ob ein Klient etwas angenehm oder störend empfindet, ist auch aus dessen Mimik, der Körperspannung und seinen Lauten abzulesen. Besonders bei dementen Personen muss das Körperbild/ die Körperhaltung richtig interpretiert werden. So kannst du besser auf die Wünsche deines Klienten eingehen, und die jeweilige Situation so angenehm wie möglich für ihn gestalten. Grundsätzlich können bei dem Konzept der Basalen Stimulation® alle Möglichkeiten vom Setzen von Reizen angewendet werden, die den Klienten in seiner Wahrnehmung positiv unterstützen.